Sonntag, 15. September 2013

Erste Woche

Aufschrift des Berges: Das schöne Nujiangtal

Slumskids im Slum 10 Minuten von unserer Wohnung entfernt


Typisch Chinesen

Ein bisschen Alltag =)
 
Der Nachtbus

Nachts beim Baozi-Mann

Unser Bad

Auf dem Markt



Liuku



Die besten Baozi der Stadt

Unsere Wanderung

Flaggenhissen in unserer Schule
Full House in unserer Wohnung

Die Spezialität Yunnans: eingelegte Hühnerfüße

Wanderung Teil II


Eine ellenlange Reise ins Ungewisse


Tag 1 meines China-Jahres. Der Weg dorthin gestaltete sich als sehr anstrengende Tortur. Um 7 Uhr morgens machte ich mich auf mit dem Zug nach Frankfurt mit Sack und Pack. Danach trafen sich alle Freiwilligen am Schalter unseres Fluges, wo wir endlich unsere Visa erhielten, die nach einigen Problemen doch noch in letzter Minute genehmigt wurden. Ebenfalls bei der Schulverteilung gab es einige Unstimmigkeiten, da eine Region doch keine Frewilligen bewilligen wollte. Somit wurden die, die bereits einen Platz in der Region hatten, an andere Schulen und Bezirke verteilt. Für mich bleibt jedoch alles beim Alten nur, dass wir jedes Wochenende als Besitzer der mit Abstand größten Wohnung des Bezirks zwei Freiwillige aus einer etwas abgelegenen Schule aufnehmen werden und verbringen die Wochenende dann zu viert.

Um 14 Uhr startete dann der erste Flieger Richtung Hongkong, wo wir etwa um 7 Uhr (1 Uhr GMT) ankamen. Dort hatten wir nocheinmal fünf Stunden Aufentalt, bevor es weiter in die Provinzhauptstadt Kunming ging. Völlig planlos, wo sich unser nächstes Gate befindet, irrten wir durch den Flughafen und bald stellte sich heraus, dass das Flugpersonal sich auch nicht ganz sicher war, ob das Gate 50 nun „nach Links“, „nach rechts“ oder doch „immer den Gang lang runter“ liegt. Im Endeffekt mussten wir noch eine Strecke mit dem Flughafenshuttle zurücklegen, um an das richtige Ende des Gebäudes zu gelangen. Von dort aus erwies sich alles als gut beschildert.

Der Flug nach Kunming dauerte noch einmal dreieinhalb Stunden. Jedoch wurde diese Strecke von den Meisten nach doch schon sehr langer Reise verschlafen. Deswegen verpassten wir auch, eine „Immigrationcard“ auszufüllen, die im Flugzeug ausgeteilt wurde. Dies wurde uns dann am Zoll mitgeteilt, sodass wir noch einmal zurück geschickt wurden. Also schnell eine Adresse ausgedacht, den Austellungsort des Visas notdürftig abgepinselt (wir wussten nicht, welcher Ort mit den Schriftzeichen gemeint war) und erneut sein Glück versucht. Am Ausgang des Flughafens wurden wir dann von Helen, einer Freiwilligen aus dem letzten Jahr, die ihren Dienst um drei Monate verlängert hatte, abgeholt. So fuhren wir mit einem Bus in die Innenstadt von Kunming, um dort von Herrn und Frau Wang (zwei wichtigen finanziellen Unterstützern des Projektes) zu einem prächtigen Abendessen eingeladen zu werden.

Auf dem Weg dorthin konnte man bereits die Lebensweise der Chinesen beobachten: zahlreiche Motorräder, auf denen neben einer vierköpfigen Familie, von der jeder (inklusive Fahrer) einen Regenschirm trug, auch der Wochenendeinkauf Platz fand. Auch Fahrräder, die als Müllabfuhr dienten waren keine Seltenheit. An jeder Ecke befand sich ein selbgebastelter fahrbarer Grillwagen, auf dessen Flammen Esskastanien, Baozi oder Maiskolben brutzeten. Dazwischen konnte man unter anderem Samsung-Läden entdecken, dessen Logo ein angebissener Apfel war oder auch einen Nokia Shop mit dem Slogan „Gonecting People“, auf der einen Straßenseite waren Bauarbeiter am Werk und setzte auf ein nicht in Gerüst gepacktes Hochhaus ein neues Stockwerk und auf der anderen Seite stand ein Leiter angeleht an einem Strommasten, den ein Elektriker reparierte.

Mit allen unseren Koffern zogen wir dann in das Restaurant, wo 4 runde Zehnertische bereits für uns gedeckt waren. Eine große Drehplatte in der Mitte des Tisches wurde nach und nach mit allerhand Speisen be- oder besser überfüllt. Dort war neben feurig scharfen Chilischoten mit Gehacktem auch in Rührei eingerolle Algen, ganze Fische, eingelegten Morcheln auch die berühmte Yunnan-Hühnersuppe zu finden, in der das komplette Huhn verarbeitet wird. Zum Einstieg erwischte ich natürlich gleich einen gekochten Hühnerfuß, musste allerdings feststellen, dass außer der abziehbaren Haut nichts essbares daran zu finden war.





Nach diesem Festmahl (trotz der Schärfe hat es wirklich allen geschmeckt) machten wir uns auf zur letzten Etappe, der Bustour nach Liuku. Helen hatte uns im Voraus einen Nachtbus gemietet, der für die ganze Mannschaft mit 40 Betten ausgestattet war. Diese stellte sich allerdings mit ihrer Länge von etwa 1,5 m für die Großen unter uns als nicht ganz so bequem dar. Auch die typische chinesische Fahrweise mit nahezu permanentem Hupen, plötzlichen Vollbremsungen oder bewagten Ausweichmanövern, machte die Reise zu einer Achterbahnfahrt, die einigen nach dem Essen nicht ganz bekam.



Um zwei Uhr nachts machten wir eine Pause auf einer Art Rastplatz, bei der wir Bekanntschaft mit Freundlichen Chinesen machten, die uns unter ihr Vordach zu Baozi einluden. Nachdem unsere Busfahrer 3 Stunden geschlafen hatten, ging es weiter nach Liuku, wo wir 7 Uhr in einem Hotel die erste Dusche und ein richtiges Bett vorfanden. Doch leider gab es dort ein paar Probleme mit der Zimmerbuchung, sodass die Hälfte von uns in ein anderes Hotel umziehen musste.



Ankunft in Liuku



Danach hatten wir endlich unsere erste Bleibe. Manche legten sich nach dieser anstrengenden Nacht noch einmal hin, andere probierten das Hotelfrühstück (Nudelsuppe mit Gehacktes und Chili) aus. So machte auch ich mich auf in den Frühstücksraum und danach erkundete ich mit ein paar anderen die nähere Umgebung des Hotels. Im Dauerregen und ohne Regenschirm macht dies besonders großen Spaß!



Zurzeit ist in Liuku nämlich Regenzeit, was nahezu ein Erlebnis ist: Überspülte Straßen, Händler, die unter Schirmen sitzen und ihre Waren verkaufen, Sturzbäche mit glitzschigem Algenbelag auf den Wegen. Doch alle Bewohner scheint das hier nicht zu stören, in Flip-Flops und einer Schirmmütze auf, kann man den Stadtbummel trotzdem erledigen. Um 11 Uhr trafen wir uns dann zum erneuten festlichen Mahl mit ein paar Lehrern der Schulen und weiter wichtigen Personen. Diesmal lernten wir neue Spezialitäten kennen. So standen Schweinemage und -därme, sowie Noppen eines chinesischen Fisches und diverse andere Spezialitäten auf dem Programm. Danach war ein Meeting im Bildungsministerium mit Regierungsleuten und die Verteilung aller Freiwilligen auf die Schulen. Unsere Lehrerin, Miss Li, zeigte uns zuerst die Wohnung und brachte uns dann zu unserem Hotel, wo wir unser Gepäck holten und nun endgültig umzogen. Auf dem Weg dorthin zeigte sie uns sehr gute Straßenverkäufer von Nudelsuppe, Baozi, einen chinesischen Bäckerladen, gute Restaurants und den Supermarkt. Dann ging es ans einrichten und ausmisten der Wohnung.



Der chinesische Markt



Da unsere Schule die einzige ist, die am Wochenende unterrichtsfrei ist, galt es uns allein zu beschäftigen. Der anhaltende Regen ließ allerdings wenig Lust aufkommen, die Stadt zu erkunden. So gingen wir in die überdachten Markthallen, um als Schaulustige dem Treiben von Händlern und Käufern zuzusehen. Neben lebenden Hühnern und Fischen, konnten wir auch allerlei Innereien, Raupen und Maden oder unidentifizierbare Kräuter und Gewürze bestaunen. Auch bereits zubereitete Speisen, wie eingelegte Hühnerfüße, gekochter Darm oder frittierte Haut konnten käuflich erworben werden. Im Hintergrund nahm man die Geräusche von Frauen, die mit riesigen Messern Tauben, Hühner oder Schweine zerhackten und von drei Schweinen, die gerade mit einem „Tschuk-Tschuk“ herein gekarrt wurden, wahrnehmen. Natürlich gab es auch diverse exotische Obst- und Gemüsesorten zu entdecken. Zur Beruhigung: wir kehrten nur mit ein paar Äpfeln und Pfirsichen, einem Sack Reis (dieser kann genauso wie Mehl nur in 5, 10 oder 15 kg Säcken oder lose in einer Tüte gekauft werden) und einer Schachtel Tee wieder Heim.



Mein erster Schultag und der Unterricht allgemein



...ging damit los, dass wir extra aufstanden, um pünktlich 7:30 Uhr zum wöchentlichen Flaggenhissen dabei sein zu können. Da allerdings das einzige Klo auf dem Schulhof ist, musste ich vor der Schule einmal über den gesamten Schulhof. Natürlich konnte ich nicht ahnen, dass die ersten Schüler bereits zehn vor sieben anwesend sind. So begenete ich den ersten Kindern im Schlafanzug auf der Mädchentoilette. Alle waren natürlich sehr neugierig, wer denn dieser komisch aussehende Mensch war, sodass ich nich allein auf der Toilette war...

Doch danach lernten sie mich dann richtig angezogen kennen. Halb acht waren wir zum Flaggenhissen da, doch die Flagge wurde nicht gehisst! Später erfuhren wir auch, warum, aber, was und gesagt wurde, konnten wir nicht verstehen. Darum warteten wir eine Stunde, ob denn die Englischlehrerin vielleicht kommt, allerdings ohne Erfolg. So wagten wir den Schritt und fragten im Lehrerzimmer nach, uns wurde allerdings nur ein Platz zugeteilt und so saßen wir eine Weile dort, ohne dass sich jemand für uns interessierte. Dann wurde und mitgeteilt, dass die Lehrerin auf dem anderen Schulhof sei. Auf dem anderen Schulgelände fragten wir dann den Torwächter, der aber auch keine Ahnung hatte, uns stehen ließ und nach ihr suchen wollte. So warteten wir weiter eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich die Lehrerin kam und uns mit ins richtige Lehrerzimmer nahm. Dort wurden wir endlich zwei Englisch sprechenden Lehrern vorgestellt und konnten gleich mit in eine Klasse gehen. Ich hatte zuerst Unterricht in einer dritten Klasse, Franzi in der 5. Klasse. Es waren 62 Kinder in der Klasse. Auf dem Lehrplan stand gerade „Hello! My name is.... What´s your name?“. Typisch für chinesichen Frontalunterricht wurden diese Sätze vorgesprochen und die Schüler sprachen nach. Einige mussten allein vor der Klasse sprechen, doch nicht alle trauten sich das. Wer nicht korrekt redete, musste stehen bleiben und hatte später eine neue Chance. So stand ich vor der Klasse, sprach die Sätze vor und musste mir ein Kichern verkneifen, weill alle Schüler mir ihre Namen sagten, ich aber überhaupt nichts verstand. Diese ganze Prozedur dauerte die gesamte Stunde. Immer öfter hat man aber das Gefühl, die Kinder verstehen gar nicht was sie da nachsprechen. Oftmals sind die Kinder verwirrt, weil sie nicht wissen, welchen Satz sie nun sagen sollen.

Danach war Mittagspause und im ersten Unterricht danach war ich wieder eingeteilt zum Unterricht der 6. Klasse. Dort wurde gerade „How do you go to school?“ gelernt. Es waren kleine Dialoge abgedruckt, die ich vorsprechen sollte und später eine Person spielen sollte, ein Schüler eine andere. Viele Sachen sind anders am Unterricht. Ist es laut in der Klasse, klatscht der Lehrer in die Hände und die Schüler müssen mitmachen, bis alle wieder aufmerksam sind, oder die Lehrerin schreit auf chinesisch „Ruhe!“ und die Schüler müssen „Be quiet!“ schreien. Ist ein Schüler unruhig, wird er zunächst in die Ecke des Klassenzimmers gestellt und wenn dies nichts hilft, wird auch mal an den Haaren oder Ohren gezogen oder ein Rohrstok angewendet. Ansonsten ist es Pflicht, die Hände übereinander verschränkt zu lassen und beim Reden aufzustehen. Es herrscht also viel Diszipin und Ordnung. Auch interessant: die Schulklingel ist die chinesische Art von „Freude schöner Götter Funken“ oder „Für Elise“ je nachdem, ob Stundenanfang oder Ende eingeläutet wird! Mit ein bisschen Anstrengung erkennt man es. Ich werde jetzt jeden Tag zwei oder drei Unterrichtsstunden um die selbe Zeit haben, einmal Beginn 11 Uhr, einmal 14:30 Uhr. Das sind dann 12 Wochenstunden.



Teachers´ Day



So wie es in Deutschland den Frauen- oder Muttertag gibt, haben die Chinesen den Lehrertag. Manche Schulen machen ein besonderes Festprogramm, andere haben Schulfrei und wieder andere haben die Tradition, dass Schüler Geschenke an die Lehrer verteilen. In unserer Schule gab es für jeden Lehrer ein kleines Gebäck als Geschenk und für die Frauen riesige Blumensträuße. Franzi und ich bekamen auch ein Gebäck und ich erhielt von meiner Lehrerin auch noch eine Tasse. Außerdem war der Nachmittag frei, was für mich nur eine Unterrichtsstunde bedeutete. Deswegen gingen wir zu „all you can eat“ auf chinesisch, was bedeutet: man bekommt eine große Schale Reis mit verschiedenem Fleischsorten, Tofu, Gemüse und Ei und kann sich alles so oft wie man will wieder nachholen. Dazu gibt es kostenlos so viel Reiswasser, wie man möchte und das für ganze 1,20 Euro! Am Nachittag machten wir beide eine kleine Wanderung auf den Berg hinter unserer Schule. Dort befand sich ein kleines Dorf, das ganz autark von der Großstadt Liuku wohnte und sich versorgte. Frauen ernteten gerade auf ihren kleinen Feldern und Kinder spielten in den Straßen. Der Weg dorthin war sehr rutschig und verworren, da der andauernde Regen alles überspült hatte. Wir entschieden uns, einen anderen Weg zurück zu nehmen, der erst als Betonweg anfing und sich urplötzig in einen Schlammpfad. Zuerst überlegten wir, ob wir gerade in einem Flussbett laufen, bis auf einmal ein kleines Slum vor uns auftauchte. Etwa vier Hütten waren versteckt in Maisfeldern, in den mehrere Familien mit eigenen Tieren lebten. Da der Weg zurüch ins Tal direkt durch das Slum führte, mussten wir es durchqueren. Die Bewohner sprachen uns sogar an und waren so nett, uns den richtigen Weg in die Stadt zu zeigen, den wir sonst nicht gefunden hätten. Innerhalb von zehn Minuten waren wir wieder in Liuku, einer komplett anderen Welt nicht weit entfernt. Wir haben beschlossen, bald dorthin wieder zurück zu kehren (wenn der Regen nachlässt und das ganze nicht mehr so eine Rutschparty darstellt) und etwas Zeit dort zu verbringen. Am Abend gingen wir dann zu den traditionellen Lisu-Tänzen, die an der Fußgängerbrüke über den Nujiang jeden Abend (vorgesetz es regnet mal nicht!) stattfinden. Über zwei Stunden beobachteten wir die traditionelle Musik und den Tanzrhythmus dieser Nationalität und probierten uns selber etwas aus, was sich als sehr kompliziert erwies. Doch es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und sobald es mal wieder abends nicht regnet, wird man uns dort antreffen =)

Chinesisches Freibad



Aufgrund extremer Hitze haben wir uns am Donerstag entschieden, baden zu gehen. So machten wir uns zu einer Art Freibad auf. Dies stellte sich als ein Becken mit grünem Wasserinhalt heraus (wahrscheinlich Fluss- oder Quellwasser), in dem sich ein paar Chinesen tummelten. Pflicht für uns war es, in Hose und T-Shirt zu baden, um nicht gegen die Etikette zu verstoßen. Zu unserem Überraschen gab es dort sogar einen Kiosk, der Pommes verkaufte! Natürlich auf chinesische Art, was sauer eingelegt und mit Kohl frittiert bedeutet, aber trotzdem total lecker. Danach holten wir unseren Besuch ( Freiwillige aus einer anderen Region) ab. So verbrachten wir zwei Tage lang mit 19 Leuten.

2 Kommentare:

  1. wow, das hört sich sehr interessant an :) Es freut mich, dass du gut angekommen bist :) Hier ist das Wetter auch nicht viel besser... :/
    Alles Liebe, Jenny

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  2. Ein sehr interessanter Blog Sarah:), du hast ja wirklich schon eine Menge Orte, Rituale und Essen kennen gelernt. Ich bewundere dich sehr um deine Neugier neue Koestlichkeiten der chinesischen Kueche auszuprobieren.
    Isabel <3

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