Montag, 12. Mai 2014

Neuigkeiten überall!

Wer schon fleißig meine Zeitungsartikel liest, kann nun noch mehr über mich lesen: auf dem Blog der Volksstimme poste ich ab nun auch! Hier mein erster Beitrag:

http://zuhause.volksstimme.de/
Ich wünsche großen Lesespaß!

Mittwoch, 7. Mai 2014

Tag der Arbeit!



Der erste Mai ist in China ein Feiertag – der Tag der Arbeit. Im Rahmen dieses Tages finden überall Aufführungen und Veranstaltungen statt und in der Regel sind nach diesem Tag ein paar Tage frei. Auch wir sollten dieses Jahr ein Programmpunkt dieser Feierlichkeiten sein.

Ein Woch zuvor wurde uns angekündigt, wir sollen aufgrund dieses Festes ein Lied mit den Lehrern der Berufsschule einstudieren – je mehr kommen, desto besser. Also erschienen 7 Freiwillige von uns und stellten bei der ersten Probe fest: wir werden vor der Regierung in einer großen Konzerthalle ein Lied auf den Kommunismus trällern! Nach drei Proben, standen wir also in der Konzerthalle Liukus und sangen zusammen mit den Lehrern dieses Lied. Dieses war ein Teil einer ganzen Aufführung, die als einzigen Inhalt die tolle Regierung und das tolle Leben hatte. Das ganze Programm erschien im Fernsehen. Da wir weder verstanden, was wir dort sangen, noch dahinter standen, war es ein recht lustiger abend und zur Belohnung konnten wir die freien Tage im Anschluss genießen!

Jonas, Lina und ich entschieden uns, in eines der abgelegensten Orte Chinas zu fahren. Das sogenannte Dulongtal wurde erst vor 60 Jahren entdeckt, seit 10 Jahren führt ein Weg dorthin. Hier wohnen auch die letzten 20 Frauen, deren Gesicht traditionell bis 1940 tätowiert wurde. Wir sollten zwei davon während unserer Reise sehen.Von Liuku aus brauchten wir zwei Tage, um dorthin zu gelangen. Der erste Tag war eine achtstündige Busreise nach Gongshan, eine Region nördich von Liuku an der Grenze zu Tibet. Dort wohnen ebenfalls 7 Freiwillige von uns, die wir gleich besuchten. Am zweiten Tag machten wir eine kleine Bustour zur ersten und sehr bekannten Biegung des Nujiang-Flusses. Dort wanderten wir ein bisschen und holten uns in fast 3000 Metern Höhe einen ordentlichen Sonnenbrand!

Am Tag darauf fuhren wir dann zusammen mit einer weiteren Freiwilligen aus Gongshan ins Dulongtal. Dort gelangt man in der Regel nur mit speziellen Trucks, die Geländetauglich sind, hin. Wir hatten allerdings Pech, bekamen keinen Truck, sondern mussten mit einem stinknormalen Minibus – mit Sommerreifen und ohne Profil – losfahren. Man erzähte uns, dass erst zwei Wochen zuvor die Straße freigegeben wurde. Vorher verhinderten die Schneemassen ein Durchkommen über den Pass. Doch glücklicherweise wird zur Zeit ein Tunnel durch den Berg gebaut, der das Hineinfahren ins Dulongtal erleichtern soll. So mussten wir nicht außen herum fahren, sondern konnten durch den Tunnel fahren. Doch dies verlief nicht völlig reibungslos: aus der anfänglich erhofften einstündigen Wartezeit vor dem Tunnel wurden ganze sieben Stunden. In der Zeit hatten wir nichts anderes zu tun, als mächtig im Schnee zu frieren. Ein Tunnelarbeiter erzählte uns, die Watezeit sei ungewiss – es könnte auch sein, dass man bis zum nächsten Tag warten müsse. Dies läge daran, dass am Tag zuvor zu viele Autos durch den Tunnel gefahren seien und nun einige Teile zerstört seien. Nun müssen diese erst wieder aufgebaut werden, bevor ein Durchkommen möglich ist. Alles sehr positive Aussichten!

Als wir dann endlich durchfahren durften, wussten wir auch, wieso der Tunnel zerstört worden war: Es handelte sich lediglich um einen Rohbau eines Tunnels! In einer großen Kolonne fuhren wir durch ein dunkles Loch, über uns wurde geschweißt, neben uns gehämmert und gegraben. Auch die Wände und der Boden waren nicht fertig. So stellte sich der Weg mehr als Abenteuerritt heraus. Als wir dann nach 11 Stunden endlich ankamen wollten wir nur noch essen und schlafen. Am nächsten Tag starteten wir ein Wanderung – natürlich im Regen! Wir entdeckten kleine Dörfer und eine wunderschöne unberührte Natur. Nach vier Stunden im Regen hatten wir keine Lust mehr und waren durch bis auf die Knochen. Promt in diesem Moment kam das erste Auto die Straße entlang, das uns wieder mit in den Hauptort nehmen konnte. Am Nachmittag beschlossen wir dann, mit einem Laster zu einem wunderschönen Wasserfall zu fahren. Die Fahrt dauerte vier Stunden durch Geröll, Schlamm, Wasser und natürlcih auf engen Straßen – rechts hohe Berge, links der Abhang. Aber die Fahrt lohnt sich trotz anhaltendem Regen und nebenverhangenen Aussichten. Den Tag darauf starteten wir erneut eine Wanderung in den Norden des Tals. Den ganzen Tag (bei Regen natürlich) liefen wir durch kleine Dörfer, den Fluss entlang und genossen die Aussichten.

Dann war unser Urlaub auch schon vorbei und wir mussten den Rücktritt wagen. Am Abend zuvor erfuhren wir, dass der Tunnel nun wieder gesperrt sei und wir außen herum fahren müssten. So schworen wir uns, nur in einen Truck einzusteigen, das sei wesentlich sicherer. Leider funktionierte auch das nicht, da der einzige Truck, der an diesem morgen fuhr, bereits voll war. Also wieder in einen Minibus. Doch natürlich sollte es dabei nicht nur bleiben. Der Siebensitzer wurde aufgrund des großen Andrangs an Rückreisenden restlos überfüllt. Unser Gepäck landete auf dem Dach, damit ein weiterer Fahrgast auf einem Campingstuhl, ein zweiter im Kofferraum mitfahren konnten. So starteten wir unseren Horrortrip. Unterwegs mussten wir viele Male aussteigen, um den Bus anzuschieben. Durch Schneemassen, Wasserfälle (schließlich war Tauwetter angesagt) und dichten Nebel waren wir mehrere Stunden unterwegs – wieder eine Seite hohe Berge und Schnee, andere Seite ein tiefer Abhang. Irgedwann gewöhnten wir uns dann an das hin und her rutschen, das hochspringen in einer Pfütze, den dichten Nebel und die Kälte und genossen die schöne Aussicht in 3000 Metern Höhe. Schließlich kommt man in dieses Tal nicht allzu oft – nun beginnt die Regenzeit, dann wird es immer gefährlicher und im September oder Oktober verhindert der Schnee erneut ein Durchkommen!







Zwischenseminar

Etwas verspätet ein Beitrag vom Zwischenseminar! Dieser Artikel sollte eigentlich im Baumhaus- Magazin erscheinen (Interessenten, die das lesen wollen bitte mich anschreiben! unter nokp22@gmx.de). Leider erschien er zu spät und das Magazin war bereits fertig gestellt wurden. Trotzdem finde ich, er ist es wert, veröffentlicht zu werden! Von Mohammed Ibrahim:


Aus allen Ecken des Nujiang Tals trafen sich die Baumhausfreiwilligen in Liuku. Der Projektleiter Julian war den weiten Weg aus Karlsruhe gekommen um das Zwischenseminar zu halten, welches in der letzten Märzwoche stattfand. Die Teilnahme am Seminar gehört zu den Aufgaben eines weltwaerts Freiwilligen. Sie soll die erste Hälfte des Jahres reflektieren, mit besonderem Fokus auf die persönliche Entwicklung, damit die restliche Zeit des Dienstes sinnvoll mit den vergangenen Erfahrungen und Erkenntnissen verknüpft werden kann. Daher war das Seminar in drei grundlegende Bereiche aufgeteilt, die sich auf unser Leben in China bezogen. Der Alltag in China, der Unterricht und die Projektarbeit.
Freiwillige stellen sich einer großen Herausforderung, wenn sie die chinesischen Schüler unterrichten. Die Schüler des Nujiang Tals haben im Vergleich zu Deutschland meist ein sehr niedriges Englischniveau. Daher müssen die Freiwilligen interessante Methoden finden um die sprachliche Hürde, zum einen die eigene chinesische Hürde, zum anderen die englische der Schüler, zu überwinden. Zudem sind viele Klassen sehr kompliziert zu handeln. Einige sind unruhig, einige desinteressiert, einige sehr schüchtern, sodass der Unterrichtet nur schwer zu Stande kommen kann. Vorallem die Freiwilligen in den ärmerem Regionen kämpfen mit gewaltigen Problemen in den Klassen. Somit wurde der Schwerpunkt des ersten Seminartages die Findung von hilfreichen Lehr- und Erziehungsmethoden. Freiwillige aus unterschiedlichen Teilen Nujiangs besprachen in kleine Gruppen ihre Erfahrungen und Lösungsvorschläge. Außerdem enstand eine Diskussion über die Anwendung des einschüchternen Schreiens in der Klasse. Während die eine Fraktion diese Methode als Mittel zum Zweck sich Respekt und Autorität zu verschaffen sah, konnte die andere Fraktion diese Methode nicht als gesunde Erzieherische Maßnahme billigen. Ziel war es eine allgemeine Baumhausrichtlinie zu finden, die sich zur Zeit in der Entwicklungsphase befindet.
Unser Alltag in China wurde mit dem besonderen Fokus auf unsere Entwicklung zu selbstständigen Erwachsenen behandelt. Viele Freiwillige sind erst im vergangenen Jahr von der Schule abgegangen und verlassen ihr Elternhaus zum ersten Mal für so einen langen Zeitraum. Der Alltag gestaltet sich als neuer Lebensabschnitt, in dem viel lernen Verantwortung zu übernehemen, zu aller erst für sich selbst. Man muss selber kochen, mit der Hand waschen und auf die fremde chinesische Kultur zugehen. Durch das Erlernen der Sprache zum Beispiel kommt man den Menschen viel näher und erleichtert sich viel Aufgaben. Dies erfordert jedoch sehr große.Disziplin. Wie haben sich die Freiwilligen in der Fremde weiterentwickelt? Es gibt sehr viele von der Weiterbildung der eigenen Reife sprachen. Einige taten sich zuerst sehr schwer alleine klar zu kommen, finden aber immer mehr zu einer gezielten Richtung. Es gibt nur sehr wenige, die kaum eine Veränderung in diesem Jahr an sich sehen.
Eine sehr große Verantwortliche für die persönliche Entwicklung bildet die Projektarbeit, die nicht üblich in den meisten Weltwärts Programmen ist. Baumhaus gibt seinen Freiwilligen die Chance sich den Problemen in der Regionen zu stellen. Sie haben die Möglichkeit eigene Projekte zu starten und bestehende weiterzuführen und zu verfeinern. Im Seminar sollte die bisherige Projektarbeit beleuchtet werden. Probleme erkannt und behoben werden, sodass man sich im nächsten Jahr auf die nachhaltige Weiterführung und Bildung von Projekten konzentrieren könnte. Viele Freiwillige bemängelten die fehlende Nachhaltigkeit in den Projekte , dass heißt der selbsttragendende Faktor, der zum Beispiel durch chinesische Unternehmen oder Helfer verstärkt werden kann. Die stärkere Einbindung von chinesischen Interessenten soll ein Schwerpunkt in der zukünftigen Arbeit sein. So soll in diesem Jahr daraufhingearbeitet werden, das Know How des Kleiderprojekt in die Hände von chinesischen Hilfsgruppierungen an Schulen abzugeben. Einheimische Schüler sollen lernen wie man einen Container aufstellt, Kleider sortiert und in Dörfern verteilt. Fortschritte in diesem Bereich gab es zum Beispiel in Xiamen.(Artikel in der letzten Ausgabe).
In einem Brainstorming sammelten die Freiwilligen neue Projektideen, die sie in kleinen Gruppem zu stichhaltigen Konzepten ausarbeiteten. Nach einem halben Jahr in China erkennt man viele Problematiken und beginnt die Lage in der Region zu verstehen. Viele interessante Ideen wurden gesammelt und entwickelt, welche in  der zweiten Hälfte des Dienstes umgesetzt werden sollen. Beispiele für nachhaltige Konzepte waren der Verleih von Brillen an Schulen, die Etablierung des Tourismus, durch Kartierung von Wanderrouten und die Einstellung von lokalen Bewohnern als Guides, sowie die Vermittlung von Wissen und die Unterstützung zur Bildung eines Micro-Business (z. B. ein Essensstand mit westlichen Delikatessen) an Slumbewohnern. Die Vorbereitungen laufen zur Zeit sehr effizient.
Neben dem sehr gefüllten Zeitplan des Seminars, gestaltete jede Gruppe aus den vier Countys des Tals eine kreative Vorstellung. Bei der Ankunft der Freiwilligen wurde eine Schnitzeljagd durch die ganze Stadt veranstaltet, es wurde traditionell getanzt oder Wettkämpfe ausgetragen. Sogar eine musikalische Inszenierung des berühmten Dramas Hamlet wurde auffgeführt. Jeden Abend traf sich die große Gruppe um gemeinsam etwas zu unternehmen. Lange Nächte ging das Dorf auf Werwolfjagd und man veranstalte einen sehr witzigen letzten Abend im KTV, der Karaoke Bar.
Am ersten April verabschiedeten sich die Freiwilligen und der Projektleiter begann mit seiner Reise durch die verschiedenen Countys von Nujiang. Das Zusammentreffen der Gruppe stärkte den Austausch und den Halt der Gruppe sehr. Man konnte viele Probleme reflektieren und mit neuen Zielen und Erkenntnissen die Veranstaltung verlassen. Auch wenn der Zeitplan strikt und gesteckt voll war, sodass einige essentielle Punkte nur sehr oberflächlich behandlet wurden, schloßen die Freiwilligen dieses Seminar mit klarem Blick in Richtung Zukunft ab. Mal sehen was die zweite Hälfte bringt. Ich bin sehr zuversichtlich - und das ist ganz bestimmt kein Aprilscherz.

Viele Grüße aus Fugong

Mohammed