Mittwoch, 7. Mai 2014

Tag der Arbeit!



Der erste Mai ist in China ein Feiertag – der Tag der Arbeit. Im Rahmen dieses Tages finden überall Aufführungen und Veranstaltungen statt und in der Regel sind nach diesem Tag ein paar Tage frei. Auch wir sollten dieses Jahr ein Programmpunkt dieser Feierlichkeiten sein.

Ein Woch zuvor wurde uns angekündigt, wir sollen aufgrund dieses Festes ein Lied mit den Lehrern der Berufsschule einstudieren – je mehr kommen, desto besser. Also erschienen 7 Freiwillige von uns und stellten bei der ersten Probe fest: wir werden vor der Regierung in einer großen Konzerthalle ein Lied auf den Kommunismus trällern! Nach drei Proben, standen wir also in der Konzerthalle Liukus und sangen zusammen mit den Lehrern dieses Lied. Dieses war ein Teil einer ganzen Aufführung, die als einzigen Inhalt die tolle Regierung und das tolle Leben hatte. Das ganze Programm erschien im Fernsehen. Da wir weder verstanden, was wir dort sangen, noch dahinter standen, war es ein recht lustiger abend und zur Belohnung konnten wir die freien Tage im Anschluss genießen!

Jonas, Lina und ich entschieden uns, in eines der abgelegensten Orte Chinas zu fahren. Das sogenannte Dulongtal wurde erst vor 60 Jahren entdeckt, seit 10 Jahren führt ein Weg dorthin. Hier wohnen auch die letzten 20 Frauen, deren Gesicht traditionell bis 1940 tätowiert wurde. Wir sollten zwei davon während unserer Reise sehen.Von Liuku aus brauchten wir zwei Tage, um dorthin zu gelangen. Der erste Tag war eine achtstündige Busreise nach Gongshan, eine Region nördich von Liuku an der Grenze zu Tibet. Dort wohnen ebenfalls 7 Freiwillige von uns, die wir gleich besuchten. Am zweiten Tag machten wir eine kleine Bustour zur ersten und sehr bekannten Biegung des Nujiang-Flusses. Dort wanderten wir ein bisschen und holten uns in fast 3000 Metern Höhe einen ordentlichen Sonnenbrand!

Am Tag darauf fuhren wir dann zusammen mit einer weiteren Freiwilligen aus Gongshan ins Dulongtal. Dort gelangt man in der Regel nur mit speziellen Trucks, die Geländetauglich sind, hin. Wir hatten allerdings Pech, bekamen keinen Truck, sondern mussten mit einem stinknormalen Minibus – mit Sommerreifen und ohne Profil – losfahren. Man erzähte uns, dass erst zwei Wochen zuvor die Straße freigegeben wurde. Vorher verhinderten die Schneemassen ein Durchkommen über den Pass. Doch glücklicherweise wird zur Zeit ein Tunnel durch den Berg gebaut, der das Hineinfahren ins Dulongtal erleichtern soll. So mussten wir nicht außen herum fahren, sondern konnten durch den Tunnel fahren. Doch dies verlief nicht völlig reibungslos: aus der anfänglich erhofften einstündigen Wartezeit vor dem Tunnel wurden ganze sieben Stunden. In der Zeit hatten wir nichts anderes zu tun, als mächtig im Schnee zu frieren. Ein Tunnelarbeiter erzählte uns, die Watezeit sei ungewiss – es könnte auch sein, dass man bis zum nächsten Tag warten müsse. Dies läge daran, dass am Tag zuvor zu viele Autos durch den Tunnel gefahren seien und nun einige Teile zerstört seien. Nun müssen diese erst wieder aufgebaut werden, bevor ein Durchkommen möglich ist. Alles sehr positive Aussichten!

Als wir dann endlich durchfahren durften, wussten wir auch, wieso der Tunnel zerstört worden war: Es handelte sich lediglich um einen Rohbau eines Tunnels! In einer großen Kolonne fuhren wir durch ein dunkles Loch, über uns wurde geschweißt, neben uns gehämmert und gegraben. Auch die Wände und der Boden waren nicht fertig. So stellte sich der Weg mehr als Abenteuerritt heraus. Als wir dann nach 11 Stunden endlich ankamen wollten wir nur noch essen und schlafen. Am nächsten Tag starteten wir ein Wanderung – natürlich im Regen! Wir entdeckten kleine Dörfer und eine wunderschöne unberührte Natur. Nach vier Stunden im Regen hatten wir keine Lust mehr und waren durch bis auf die Knochen. Promt in diesem Moment kam das erste Auto die Straße entlang, das uns wieder mit in den Hauptort nehmen konnte. Am Nachmittag beschlossen wir dann, mit einem Laster zu einem wunderschönen Wasserfall zu fahren. Die Fahrt dauerte vier Stunden durch Geröll, Schlamm, Wasser und natürlcih auf engen Straßen – rechts hohe Berge, links der Abhang. Aber die Fahrt lohnt sich trotz anhaltendem Regen und nebenverhangenen Aussichten. Den Tag darauf starteten wir erneut eine Wanderung in den Norden des Tals. Den ganzen Tag (bei Regen natürlich) liefen wir durch kleine Dörfer, den Fluss entlang und genossen die Aussichten.

Dann war unser Urlaub auch schon vorbei und wir mussten den Rücktritt wagen. Am Abend zuvor erfuhren wir, dass der Tunnel nun wieder gesperrt sei und wir außen herum fahren müssten. So schworen wir uns, nur in einen Truck einzusteigen, das sei wesentlich sicherer. Leider funktionierte auch das nicht, da der einzige Truck, der an diesem morgen fuhr, bereits voll war. Also wieder in einen Minibus. Doch natürlich sollte es dabei nicht nur bleiben. Der Siebensitzer wurde aufgrund des großen Andrangs an Rückreisenden restlos überfüllt. Unser Gepäck landete auf dem Dach, damit ein weiterer Fahrgast auf einem Campingstuhl, ein zweiter im Kofferraum mitfahren konnten. So starteten wir unseren Horrortrip. Unterwegs mussten wir viele Male aussteigen, um den Bus anzuschieben. Durch Schneemassen, Wasserfälle (schließlich war Tauwetter angesagt) und dichten Nebel waren wir mehrere Stunden unterwegs – wieder eine Seite hohe Berge und Schnee, andere Seite ein tiefer Abhang. Irgedwann gewöhnten wir uns dann an das hin und her rutschen, das hochspringen in einer Pfütze, den dichten Nebel und die Kälte und genossen die schöne Aussicht in 3000 Metern Höhe. Schließlich kommt man in dieses Tal nicht allzu oft – nun beginnt die Regenzeit, dann wird es immer gefährlicher und im September oder Oktober verhindert der Schnee erneut ein Durchkommen!







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