Aufschrift des Berges: Das schöne Nujiangtal
Slumskids im Slum 10 Minuten von unserer Wohnung entfernt
Typisch Chinesen
Ein bisschen Alltag =)
Der Nachtbus
Nachts beim Baozi-Mann
Unser Bad
Auf dem Markt
Liuku
Die besten Baozi der Stadt
Unsere Wanderung
Flaggenhissen in unserer Schule
Full House in unserer Wohnung
Die Spezialität Yunnans: eingelegte Hühnerfüße
Wanderung Teil II
Eine ellenlange Reise ins Ungewisse
Tag 1 meines China-Jahres. Der Weg
dorthin gestaltete sich als sehr anstrengende Tortur. Um 7 Uhr
morgens machte ich mich auf mit dem Zug nach Frankfurt mit Sack und
Pack. Danach trafen sich alle Freiwilligen am Schalter unseres
Fluges, wo wir endlich unsere Visa erhielten, die nach einigen
Problemen doch noch in letzter Minute genehmigt wurden. Ebenfalls bei
der Schulverteilung gab es einige Unstimmigkeiten, da eine Region
doch keine Frewilligen bewilligen wollte. Somit wurden die, die
bereits einen Platz in der Region hatten, an andere Schulen und
Bezirke verteilt. Für mich bleibt jedoch alles beim Alten nur, dass
wir jedes Wochenende als Besitzer der mit Abstand größten Wohnung
des Bezirks zwei Freiwillige aus einer etwas abgelegenen Schule
aufnehmen werden und verbringen die Wochenende dann zu viert.
Um 14 Uhr startete dann der erste
Flieger Richtung Hongkong, wo wir etwa um 7 Uhr (1 Uhr GMT) ankamen.
Dort hatten wir nocheinmal fünf Stunden Aufentalt, bevor es weiter
in die Provinzhauptstadt Kunming ging. Völlig planlos, wo sich unser
nächstes Gate befindet, irrten wir durch den Flughafen und bald
stellte sich heraus, dass das Flugpersonal sich auch nicht ganz
sicher war, ob das Gate 50 nun „nach Links“, „nach rechts“
oder doch „immer den Gang lang runter“ liegt. Im Endeffekt
mussten wir noch eine Strecke mit dem Flughafenshuttle zurücklegen,
um an das richtige Ende des Gebäudes zu gelangen. Von dort aus
erwies sich alles als gut beschildert.
Der Flug nach Kunming dauerte noch
einmal dreieinhalb Stunden. Jedoch wurde diese Strecke von den
Meisten nach doch schon sehr langer Reise verschlafen. Deswegen
verpassten wir auch, eine „Immigrationcard“ auszufüllen, die im
Flugzeug ausgeteilt wurde. Dies wurde uns dann am Zoll mitgeteilt,
sodass wir noch einmal zurück geschickt wurden. Also schnell eine
Adresse ausgedacht, den Austellungsort des Visas notdürftig
abgepinselt (wir wussten nicht, welcher Ort mit den Schriftzeichen
gemeint war) und erneut sein Glück versucht. Am Ausgang des
Flughafens wurden wir dann von Helen, einer Freiwilligen aus dem
letzten Jahr, die ihren Dienst um drei Monate verlängert hatte,
abgeholt. So fuhren wir mit einem Bus in die Innenstadt von Kunming,
um dort von Herrn und Frau Wang (zwei wichtigen finanziellen
Unterstützern des Projektes) zu einem prächtigen Abendessen
eingeladen zu werden.
Auf dem Weg dorthin konnte man bereits
die Lebensweise der Chinesen beobachten: zahlreiche Motorräder, auf
denen neben einer vierköpfigen Familie, von der jeder (inklusive
Fahrer) einen Regenschirm trug, auch der Wochenendeinkauf Platz fand.
Auch Fahrräder, die als Müllabfuhr dienten waren keine Seltenheit.
An jeder Ecke befand sich ein selbgebastelter fahrbarer Grillwagen,
auf dessen Flammen Esskastanien, Baozi oder Maiskolben brutzeten.
Dazwischen konnte man unter anderem Samsung-Läden entdecken, dessen
Logo ein angebissener Apfel war oder auch einen Nokia Shop mit dem
Slogan „Gonecting People“, auf der einen Straßenseite waren
Bauarbeiter am Werk und setzte auf ein nicht in Gerüst gepacktes
Hochhaus ein neues Stockwerk und auf der anderen Seite stand ein
Leiter angeleht an einem Strommasten, den ein Elektriker reparierte.
Mit allen unseren Koffern zogen wir
dann in das Restaurant, wo 4 runde Zehnertische bereits für uns
gedeckt waren. Eine große Drehplatte in der Mitte des Tisches wurde
nach und nach mit allerhand Speisen be- oder besser überfüllt. Dort
war neben feurig scharfen Chilischoten mit Gehacktem auch in Rührei
eingerolle Algen, ganze Fische, eingelegten Morcheln auch die
berühmte Yunnan-Hühnersuppe zu finden, in der das komplette Huhn
verarbeitet wird. Zum Einstieg erwischte ich natürlich gleich einen
gekochten Hühnerfuß, musste allerdings feststellen, dass außer der
abziehbaren Haut nichts essbares daran zu finden war.
Nach diesem Festmahl (trotz der Schärfe
hat es wirklich allen geschmeckt) machten wir uns auf zur letzten
Etappe, der Bustour nach Liuku. Helen hatte uns im Voraus einen
Nachtbus gemietet, der für die ganze Mannschaft mit 40 Betten
ausgestattet war. Diese stellte sich allerdings mit ihrer Länge von
etwa 1,5 m für die Großen unter uns als nicht ganz so bequem dar.
Auch die typische chinesische Fahrweise mit nahezu permanentem Hupen,
plötzlichen Vollbremsungen oder bewagten Ausweichmanövern, machte
die Reise zu einer Achterbahnfahrt, die einigen nach dem Essen nicht
ganz bekam.
Um zwei Uhr nachts machten wir eine
Pause auf einer Art Rastplatz, bei der wir Bekanntschaft mit
Freundlichen Chinesen machten, die uns unter ihr Vordach zu Baozi
einluden. Nachdem unsere Busfahrer 3 Stunden geschlafen hatten, ging
es weiter nach Liuku, wo wir 7 Uhr in einem Hotel die erste Dusche
und ein richtiges Bett vorfanden. Doch leider gab es dort ein paar
Probleme mit der Zimmerbuchung, sodass die Hälfte von uns in ein
anderes Hotel umziehen musste.
Ankunft in Liuku
Danach hatten wir endlich unsere erste
Bleibe. Manche legten sich nach dieser anstrengenden Nacht noch
einmal hin, andere probierten das Hotelfrühstück (Nudelsuppe mit
Gehacktes und Chili) aus. So machte auch ich mich auf in den
Frühstücksraum und danach erkundete ich mit ein paar anderen die
nähere Umgebung des Hotels. Im Dauerregen und ohne Regenschirm macht
dies besonders großen Spaß!
Zurzeit ist in Liuku nämlich
Regenzeit, was nahezu ein Erlebnis ist: Überspülte Straßen,
Händler, die unter Schirmen sitzen und ihre Waren verkaufen,
Sturzbäche mit glitzschigem Algenbelag auf den Wegen. Doch alle
Bewohner scheint das hier nicht zu stören, in Flip-Flops und einer
Schirmmütze auf, kann man den Stadtbummel trotzdem erledigen. Um 11
Uhr trafen wir uns dann zum erneuten festlichen Mahl mit ein paar
Lehrern der Schulen und weiter wichtigen Personen. Diesmal lernten
wir neue Spezialitäten kennen. So standen Schweinemage und -därme,
sowie Noppen eines chinesischen Fisches und diverse andere
Spezialitäten auf dem Programm. Danach war ein Meeting im
Bildungsministerium mit Regierungsleuten und die Verteilung aller
Freiwilligen auf die Schulen. Unsere Lehrerin, Miss Li, zeigte uns
zuerst die Wohnung und brachte uns dann zu unserem Hotel, wo wir
unser Gepäck holten und nun endgültig umzogen. Auf dem Weg dorthin
zeigte sie uns sehr gute Straßenverkäufer von Nudelsuppe, Baozi,
einen chinesischen Bäckerladen, gute Restaurants und den Supermarkt.
Dann ging es ans einrichten und ausmisten der Wohnung.
Der chinesische Markt
Da unsere Schule die einzige ist, die
am Wochenende unterrichtsfrei ist, galt es uns allein zu
beschäftigen. Der anhaltende Regen ließ allerdings wenig Lust
aufkommen, die Stadt zu erkunden. So gingen wir in die überdachten
Markthallen, um als Schaulustige dem Treiben von Händlern und
Käufern zuzusehen. Neben lebenden Hühnern und Fischen, konnten wir
auch allerlei Innereien, Raupen und Maden oder unidentifizierbare
Kräuter und Gewürze bestaunen. Auch bereits zubereitete Speisen,
wie eingelegte Hühnerfüße, gekochter Darm oder frittierte Haut
konnten käuflich erworben werden. Im Hintergrund nahm man die
Geräusche von Frauen, die mit riesigen Messern Tauben, Hühner oder
Schweine zerhackten und von drei Schweinen, die gerade mit einem
„Tschuk-Tschuk“ herein gekarrt wurden, wahrnehmen. Natürlich gab
es auch diverse exotische Obst- und Gemüsesorten zu entdecken. Zur
Beruhigung: wir kehrten nur mit ein paar Äpfeln und Pfirsichen,
einem Sack Reis (dieser kann genauso wie Mehl nur in 5, 10 oder 15 kg
Säcken oder lose in einer Tüte gekauft werden) und einer Schachtel
Tee wieder Heim.
Mein erster Schultag und der Unterricht
allgemein
...ging damit los, dass wir extra
aufstanden, um pünktlich 7:30 Uhr zum wöchentlichen Flaggenhissen
dabei sein zu können. Da allerdings das einzige Klo auf dem Schulhof
ist, musste ich vor der Schule einmal über den gesamten Schulhof.
Natürlich konnte ich nicht ahnen, dass die ersten Schüler bereits
zehn vor sieben anwesend sind. So begenete ich den ersten Kindern im
Schlafanzug auf der Mädchentoilette. Alle waren natürlich sehr
neugierig, wer denn dieser komisch aussehende Mensch war, sodass ich
nich allein auf der Toilette war...
Doch danach lernten sie mich dann
richtig angezogen kennen. Halb acht waren wir zum Flaggenhissen da,
doch die Flagge wurde nicht gehisst! Später erfuhren wir auch,
warum, aber, was und gesagt wurde, konnten wir nicht verstehen. Darum
warteten wir eine Stunde, ob denn die Englischlehrerin vielleicht
kommt, allerdings ohne Erfolg. So wagten wir den Schritt und fragten
im Lehrerzimmer nach, uns wurde allerdings nur ein Platz zugeteilt
und so saßen wir eine Weile dort, ohne dass sich jemand für uns
interessierte. Dann wurde und mitgeteilt, dass die Lehrerin auf dem
anderen Schulhof sei. Auf dem anderen Schulgelände fragten wir dann
den Torwächter, der aber auch keine Ahnung hatte, uns stehen ließ
und nach ihr suchen wollte. So warteten wir weiter eine gefühlte
Ewigkeit, bis endlich die Lehrerin kam und uns mit ins richtige
Lehrerzimmer nahm. Dort wurden wir endlich zwei Englisch sprechenden
Lehrern vorgestellt und konnten gleich mit in eine Klasse gehen. Ich
hatte zuerst Unterricht in einer dritten Klasse, Franzi in der 5.
Klasse. Es waren 62 Kinder in der Klasse. Auf dem Lehrplan stand
gerade „Hello! My name is.... What´s your name?“. Typisch für
chinesichen Frontalunterricht wurden diese Sätze vorgesprochen und
die Schüler sprachen nach. Einige mussten allein vor der Klasse
sprechen, doch nicht alle trauten sich das. Wer nicht korrekt redete,
musste stehen bleiben und hatte später eine neue Chance. So stand
ich vor der Klasse, sprach die Sätze vor und musste mir ein Kichern
verkneifen, weill alle Schüler mir ihre Namen sagten, ich aber
überhaupt nichts verstand. Diese ganze Prozedur dauerte die gesamte
Stunde. Immer öfter hat man aber das Gefühl, die Kinder verstehen
gar nicht was sie da nachsprechen. Oftmals sind die Kinder verwirrt,
weil sie nicht wissen, welchen Satz sie nun sagen sollen.
Danach war Mittagspause und im ersten
Unterricht danach war ich wieder eingeteilt zum Unterricht der 6.
Klasse. Dort wurde gerade „How do you go to school?“ gelernt. Es
waren kleine Dialoge abgedruckt, die ich vorsprechen sollte und
später eine Person spielen sollte, ein Schüler eine andere. Viele
Sachen sind anders am Unterricht. Ist es laut in der Klasse, klatscht
der Lehrer in die Hände und die Schüler müssen mitmachen, bis alle
wieder aufmerksam sind, oder die Lehrerin schreit auf chinesisch
„Ruhe!“ und die Schüler müssen „Be quiet!“ schreien. Ist
ein Schüler unruhig, wird er zunächst in die Ecke des
Klassenzimmers gestellt und wenn dies nichts hilft, wird auch mal an
den Haaren oder Ohren gezogen oder ein Rohrstok angewendet. Ansonsten
ist es Pflicht, die Hände übereinander verschränkt zu lassen und
beim Reden aufzustehen. Es herrscht also viel Diszipin und Ordnung.
Auch interessant: die Schulklingel ist die chinesische Art von
„Freude schöner Götter Funken“ oder „Für Elise“ je
nachdem, ob Stundenanfang oder Ende eingeläutet wird! Mit ein
bisschen Anstrengung erkennt man es. Ich werde jetzt jeden Tag zwei
oder drei Unterrichtsstunden um die selbe Zeit haben, einmal Beginn
11 Uhr, einmal 14:30 Uhr. Das sind dann 12 Wochenstunden.
Teachers´ Day
So wie es in Deutschland den Frauen-
oder Muttertag gibt, haben die Chinesen den Lehrertag. Manche Schulen
machen ein besonderes Festprogramm, andere haben Schulfrei und wieder
andere haben die Tradition, dass Schüler Geschenke an die Lehrer
verteilen. In unserer Schule gab es für jeden Lehrer ein kleines
Gebäck als Geschenk und für die Frauen riesige Blumensträuße.
Franzi und ich bekamen auch ein Gebäck und ich erhielt von meiner
Lehrerin auch noch eine Tasse. Außerdem war der Nachmittag frei, was
für mich nur eine Unterrichtsstunde bedeutete. Deswegen gingen wir
zu „all you can eat“ auf chinesisch, was bedeutet: man bekommt
eine große Schale Reis mit verschiedenem Fleischsorten, Tofu, Gemüse
und Ei und kann sich alles so oft wie man will wieder nachholen. Dazu
gibt es kostenlos so viel Reiswasser, wie man möchte und das für
ganze 1,20 Euro! Am Nachittag machten wir beide eine kleine Wanderung
auf den Berg hinter unserer Schule. Dort befand sich ein kleines
Dorf, das ganz autark von der Großstadt Liuku wohnte und sich
versorgte. Frauen ernteten gerade auf ihren kleinen Feldern und
Kinder spielten in den Straßen. Der Weg dorthin war sehr rutschig
und verworren, da der andauernde Regen alles überspült hatte. Wir
entschieden uns, einen anderen Weg zurück zu nehmen, der erst als
Betonweg anfing und sich urplötzig in einen Schlammpfad. Zuerst
überlegten wir, ob wir gerade in einem Flussbett laufen, bis auf
einmal ein kleines Slum vor uns auftauchte. Etwa vier Hütten waren
versteckt in Maisfeldern, in den mehrere Familien mit eigenen Tieren
lebten. Da der Weg zurüch ins Tal direkt durch das Slum führte,
mussten wir es durchqueren. Die Bewohner sprachen uns sogar an und
waren so nett, uns den richtigen Weg in die Stadt zu zeigen, den wir
sonst nicht gefunden hätten. Innerhalb von zehn Minuten waren wir
wieder in Liuku, einer komplett anderen Welt nicht weit entfernt. Wir
haben beschlossen, bald dorthin wieder zurück zu kehren (wenn der
Regen nachlässt und das ganze nicht mehr so eine Rutschparty
darstellt) und etwas Zeit dort zu verbringen. Am Abend gingen wir
dann zu den traditionellen Lisu-Tänzen, die an der Fußgängerbrüke
über den Nujiang jeden Abend (vorgesetz es regnet mal nicht!)
stattfinden. Über zwei Stunden beobachteten wir die traditionelle
Musik und den Tanzrhythmus dieser Nationalität und probierten uns
selber etwas aus, was sich als sehr kompliziert erwies. Doch es hat
auf jeden Fall Spaß gemacht und sobald es mal wieder abends nicht
regnet, wird man uns dort antreffen =)
Chinesisches Freibad
Aufgrund extremer Hitze haben wir uns
am Donerstag entschieden, baden zu gehen. So machten wir uns zu einer
Art Freibad auf. Dies stellte sich als ein Becken mit grünem
Wasserinhalt heraus (wahrscheinlich Fluss- oder Quellwasser), in dem
sich ein paar Chinesen tummelten. Pflicht für uns war es, in Hose
und T-Shirt zu baden, um nicht gegen die Etikette zu verstoßen. Zu
unserem Überraschen gab es dort sogar einen Kiosk, der Pommes
verkaufte! Natürlich auf chinesische Art, was sauer eingelegt und
mit Kohl frittiert bedeutet, aber trotzdem total lecker. Danach
holten wir unseren Besuch ( Freiwillige aus einer anderen Region) ab.
So verbrachten wir zwei Tage lang mit 19 Leuten.
wow, das hört sich sehr interessant an :) Es freut mich, dass du gut angekommen bist :) Hier ist das Wetter auch nicht viel besser... :/
AntwortenLöschenAlles Liebe, Jenny
Ein sehr interessanter Blog Sarah:), du hast ja wirklich schon eine Menge Orte, Rituale und Essen kennen gelernt. Ich bewundere dich sehr um deine Neugier neue Koestlichkeiten der chinesischen Kueche auszuprobieren.
AntwortenLöschenIsabel <3