Etwas verspätet ein Beitrag vom Zwischenseminar! Dieser Artikel sollte eigentlich im Baumhaus- Magazin erscheinen (Interessenten, die das lesen wollen bitte mich anschreiben! unter
nokp22@gmx.de). Leider erschien er zu spät und das Magazin war bereits fertig gestellt wurden. Trotzdem finde ich, er ist es wert, veröffentlicht zu werden! Von Mohammed Ibrahim:
Aus allen Ecken des Nujiang Tals trafen sich die Baumhausfreiwilligen in Liuku. Der Projektleiter Julian war den weiten Weg aus Karlsruhe gekommen um das Zwischenseminar zu halten, welches in der letzten Märzwoche stattfand. Die Teilnahme am Seminar gehört zu den Aufgaben eines weltwaerts Freiwilligen. Sie soll die erste Hälfte des Jahres reflektieren, mit besonderem Fokus auf die persönliche Entwicklung, damit die restliche Zeit des Dienstes sinnvoll mit den vergangenen Erfahrungen und Erkenntnissen verknüpft werden kann. Daher war das Seminar in drei grundlegende Bereiche aufgeteilt, die sich auf unser Leben in China bezogen. Der Alltag in China, der Unterricht und die Projektarbeit.
Freiwillige stellen sich einer großen Herausforderung, wenn sie die chinesischen Schüler unterrichten. Die Schüler des Nujiang Tals haben im Vergleich zu Deutschland meist ein sehr niedriges Englischniveau. Daher müssen die Freiwilligen interessante Methoden finden um die sprachliche Hürde, zum einen die eigene chinesische Hürde, zum anderen die englische der Schüler, zu überwinden. Zudem sind viele Klassen sehr kompliziert zu handeln. Einige sind unruhig, einige desinteressiert, einige sehr schüchtern, sodass der Unterrichtet nur schwer zu Stande kommen kann. Vorallem die Freiwilligen in den ärmerem Regionen kämpfen mit gewaltigen Problemen in den Klassen. Somit wurde der Schwerpunkt des ersten Seminartages die Findung von hilfreichen Lehr- und Erziehungsmethoden. Freiwillige aus unterschiedlichen Teilen Nujiangs besprachen in kleine Gruppen ihre Erfahrungen und Lösungsvorschläge. Außerdem enstand eine Diskussion über die Anwendung des einschüchternen Schreiens in der Klasse. Während die eine Fraktion diese Methode als Mittel zum Zweck sich Respekt und Autorität zu verschaffen sah, konnte die andere Fraktion diese Methode nicht als gesunde Erzieherische Maßnahme billigen. Ziel war es eine allgemeine Baumhausrichtlinie zu finden, die sich zur Zeit in der Entwicklungsphase befindet.
Unser Alltag in China wurde mit dem besonderen Fokus auf unsere Entwicklung zu selbstständigen Erwachsenen behandelt. Viele Freiwillige sind erst im vergangenen Jahr von der Schule abgegangen und verlassen ihr Elternhaus zum ersten Mal für so einen langen Zeitraum. Der Alltag gestaltet sich als neuer Lebensabschnitt, in dem viel lernen Verantwortung zu übernehemen, zu aller erst für sich selbst. Man muss selber kochen, mit der Hand waschen und auf die fremde chinesische Kultur zugehen. Durch das Erlernen der Sprache zum Beispiel kommt man den Menschen viel näher und erleichtert sich viel Aufgaben. Dies erfordert jedoch sehr große.Disziplin. Wie haben sich die Freiwilligen in der Fremde weiterentwickelt? Es gibt sehr viele von der Weiterbildung der eigenen Reife sprachen. Einige taten sich zuerst sehr schwer alleine klar zu kommen, finden aber immer mehr zu einer gezielten Richtung. Es gibt nur sehr wenige, die kaum eine Veränderung in diesem Jahr an sich sehen.
Eine sehr große Verantwortliche für die persönliche Entwicklung bildet die Projektarbeit, die nicht üblich in den meisten Weltwärts Programmen ist. Baumhaus gibt seinen Freiwilligen die Chance sich den Problemen in der Regionen zu stellen. Sie haben die Möglichkeit eigene Projekte zu starten und bestehende weiterzuführen und zu verfeinern. Im Seminar sollte die bisherige Projektarbeit beleuchtet werden. Probleme erkannt und behoben werden, sodass man sich im nächsten Jahr auf die nachhaltige Weiterführung und Bildung von Projekten konzentrieren könnte. Viele Freiwillige bemängelten die fehlende Nachhaltigkeit in den Projekte , dass heißt der selbsttragendende Faktor, der zum Beispiel durch chinesische Unternehmen oder Helfer verstärkt werden kann. Die stärkere Einbindung von chinesischen Interessenten soll ein Schwerpunkt in der zukünftigen Arbeit sein. So soll in diesem Jahr daraufhingearbeitet werden, das Know How des Kleiderprojekt in die Hände von chinesischen Hilfsgruppierungen an Schulen abzugeben. Einheimische Schüler sollen lernen wie man einen Container aufstellt, Kleider sortiert und in Dörfern verteilt. Fortschritte in diesem Bereich gab es zum Beispiel in Xiamen.(Artikel in der letzten Ausgabe).
In einem Brainstorming sammelten die Freiwilligen neue Projektideen, die sie in kleinen Gruppem zu stichhaltigen Konzepten ausarbeiteten. Nach einem halben Jahr in China erkennt man viele Problematiken und beginnt die Lage in der Region zu verstehen. Viele interessante Ideen wurden gesammelt und entwickelt, welche in der zweiten Hälfte des Dienstes umgesetzt werden sollen. Beispiele für nachhaltige Konzepte waren der Verleih von Brillen an Schulen, die Etablierung des Tourismus, durch Kartierung von Wanderrouten und die Einstellung von lokalen Bewohnern als Guides, sowie die Vermittlung von Wissen und die Unterstützung zur Bildung eines Micro-Business (z. B. ein Essensstand mit westlichen Delikatessen) an Slumbewohnern. Die Vorbereitungen laufen zur Zeit sehr effizient.
Neben dem sehr gefüllten Zeitplan des Seminars, gestaltete jede Gruppe aus den vier Countys des Tals eine kreative Vorstellung. Bei der Ankunft der Freiwilligen wurde eine Schnitzeljagd durch die ganze Stadt veranstaltet, es wurde traditionell getanzt oder Wettkämpfe ausgetragen. Sogar eine musikalische Inszenierung des berühmten Dramas Hamlet wurde auffgeführt. Jeden Abend traf sich die große Gruppe um gemeinsam etwas zu unternehmen. Lange Nächte ging das Dorf auf Werwolfjagd und man veranstalte einen sehr witzigen letzten Abend im KTV, der Karaoke Bar.
Am ersten April verabschiedeten sich die Freiwilligen und der Projektleiter begann mit seiner Reise durch die verschiedenen Countys von Nujiang. Das Zusammentreffen der Gruppe stärkte den Austausch und den Halt der Gruppe sehr. Man konnte viele Probleme reflektieren und mit neuen Zielen und Erkenntnissen die Veranstaltung verlassen. Auch wenn der Zeitplan strikt und gesteckt voll war, sodass einige essentielle Punkte nur sehr oberflächlich behandlet wurden, schloßen die Freiwilligen dieses Seminar mit klarem Blick in Richtung Zukunft ab. Mal sehen was die zweite Hälfte bringt. Ich bin sehr zuversichtlich - und das ist ganz bestimmt kein Aprilscherz.
Viele Grüße aus Fugong
Mohammed